Meine erste Reise in den hohen Norden liegt mehr als eine Dekade zurück. Damals war ich noch per Anhalter unterwegs, schlief im Biwak und erlebte Lappland auf ganz ursprüngliche Weise. In den letzten Jahren hat mich die Region immer wieder fasziniert, diesmal jedoch aus der Perspektive eines Offroaders. In diesem Artikel möchte ich dir die Faszination Lapplands näherbringen und einige essentielle Tipps zur Vorbereitung geben. Dieser Beitrag ist keine vollständige Checkliste, sondern ein persönlicher Einblick in das Abenteuer Winter-Offroading.
Der Winter in Nordschweden, Nordnorwegen und Finnland ist unvergleichlich: Temperaturen abseits der Küste fallen oft unter -30 °C. Nahe der Küstenregionen macht sich jedoch der Golfstrom bemerkbar – hier sind die Bedingungen spürbar milder, aber keineswegs weniger herausfordernd. Schweden ist geprägt von endlosen Wäldern, während Norwegen durch karge, windgepeitschte Küstenregionen besticht. Diese Gegensätze machen jede Reise einzigartig, aber auch anspruchsvoll.
Schwedens Straßen bergen die Gefahr extremer Kälte, während Norwegens Küstenstraßen durch Eis, Wind und Steigungen herausfordern. Beide Regionen verlangen Respekt und Vorbereitung. Besonders nördlich von Stockholm sind die Straßen oft vereist. Hier gibt es keinen herkömmlichen Winterdienst, der Schnee und Eis komplett entfernt. Stattdessen wird die Eisschicht aufgeraut, um Halt zu bieten – ein Zustand, der gute Bereifung unabdingbar macht.
Ein zuverlässiger Winterreifen ist das A und O. Seit zwei Jahren fahre ich den Nokian Hakkapeliitta LT3, einen speziell für extreme Kälte entwickelten Reifen. Er ermöglicht das Einschrauben von Spikes – eine lebensrettende Option auf vereisten Straßen. Die Investition in hochwertige Reifen lohnt sich, denn sie bieten Sicherheit und Kontrolle, wenn das Heck mal ins Rutschen gerät.
Vor der Abfahrt ist eine Winter-Inspektion essenziell. Erkläre der Werkstatt, wohin die Reise geht, damit wichtige Punkte wie der Frostschutz des Kühlkreislaufs geprüft werden. Mit einem Refraktometer kann die Gefriertemperatur des Kühlmittels bestimmt werden. Ein einfrierendes Kühlsystem kann zu schweren Motorschäden führen. Zusätzlich sollte die Batterie, das Öl und die Beleuchtung gründlich kontrolliert werden.
Neben einem Eiskratzer und Besen sind ein zweiter Satz Scheibenwischer und Schneeketten absolute Must-haves. Schneeketten können den entscheidenden Unterschied machen, wenn du dich aus einer verschneiten Senke befreien musst. Für längere Strecken abseits der Zivilisation sind Winden, Umlenkrollen und Reservekraftstoff ratsam. Letzterer sollte jedoch erst in Mittelschweden gekauft werden, da der Diesel dort auf tiefere Temperaturen ausgelegt ist.
Im Norden ist gutes Licht entscheidend. Ich habe meinen Land Rover Defender mit einer 300-Watt-LED-Light-Bar ausgestattet, die an den Dachträger montiert ist. Sie sorgt für beste Sicht auf den dunklen, oft verschneiten Straßen. Doch Vorsicht: LED-Leuchten erzeugen keine Wärme, sodass sie schnell mit Schnee und Eis bedeckt sein können. Regelmäßiges Reinigen ist nötig. Falls dein Fahrzeug noch Halogen-Scheinwerfer hat, könnte es sinnvoll sein, diese beizubehalten – sie bleiben durch die Wärmeentwicklung eisfrei.
Das Fahren im hohen Norden ist nichts für Unvorbereitete. Neben der Technik ist auch die richtige mentale Einstellung wichtig. Du musst in der Lage sein, dir selbst zu helfen, wenn es darauf ankommt. Ob beim Wechseln von Schneeketten im Sturm oder beim Auftauen des Motors – die Herausforderungen sind vielfältig. Doch genau das macht den Reiz aus.
Das Nordkap, die Polarlichter und die karge Schönheit Lapplands haben mich in ihren Bann gezogen. 2022 steht eine weitere Expedition an – voller neuer Erfahrungen und Inspirationen. Bis dahin wird die Liste meiner Tipps und Tricks sicherlich noch länger.
Wenn du selbst in den Norden aufbrechen möchtest, wünsche ich dir viel Erfolg bei der Vorbereitung und immer genügend Grip auf der Straße!
Bis zum nächsten Abenteuer – dein Alan